Clubkultur, 6. Teil: FC Viktoria 1889 Berlin

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Nach einer kurzen Pause stellen wir im sechsten Teil unserer Reihe „Clubkultur: Berlins Fußball“ heute den Regionalligisten Viktoria 1889 Berlin vor, der im Süden der Stadt beheimatet ist und in den letzten Jahren für Furore gesorgt hat.

Teil 6: FC Viktoria 1889 Berlin

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Außerhalb von Berlin ist der Verein FC Viktoria 1889 vermutlich nur wirklichen Fußballkennern ein Begriff. Aber mitnichten handelt es sich beim Verein aus Lichterfelde um einen kleinen Kiezclub. Die Himmelblauweißen aus Steglitz-Zehlendorf zählen in Berlin zu den erfolgreichsten Vereinen und spielen in diesem Jahr immerhin ihre dritte Regionalliga-Saison in Folge.

Vor allem eines lässt aufhorchen: Seit der Fusion mit dem LFC Berlin im Juli 2013 stellt der Verein die größte aktive Fußballabteilung Deutschlands, mit über 1.600 Mitgliedern und insgesamt 65 verschiedenen Teams, von denen die erste Herrenmannschaft immerhin in der vierthöchsten Liga der Republik mitkickt, und das gar nicht mal schlecht: Nach zwei zweistelligen Platzierungen in den Vorjahren steht das Team aktuell auf einem guten 8. Platz.

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Die Viktoria hat schon in den vergangenen Jahren vorsichtig ihre Ambitionen deutlich gemacht. Im Süden Berlins träumt man vom Einzug in den Profifußball, das heißt im Klartext: vom Aufstieg in die 3. Bundesliga. Dieses erklärte sportliche Ziel wird aber nicht laut in die Medienwelt gepoltert. Stattdessen wird konsequent an einer Politik der kleinen Schritte gearbeitet und das Ziel langfristig anvisiert. Immerhin streiten sich die Steglitzer in der enorm starken Regionalliga Nordost mit Größen wie dem BFC Dynamo, Energie Cottbus (gerade aus der 3. Liga abgestiegen), dem Berliner AK, Lok Leipzig oder dem gerade der Konkurrenz enteilten FC Carl Zeiss Jena um die Punkte.

Ob es mit dem Sprung in die dritte Klasse des deutschen Fußballs wirklich einmal klappen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Im Moment wollen sich die ersten Herren erst einmal in der Liga etablieren, es gibt derzeit ja auch ganz andere Teams wie beispielsweise den Berliner Athletik Klub, die da deutlich forscher ihre Aufstiegsambitionen formulieren. Allein, die Voraussetzungen für erfolgreichen Fußball sind am Ostpreußendamm durchaus gegeben. Das 4.300 Zuschauer fassende Stadion Lichterfelde (davon 1.800 Sitzplätze) und die dazugehörigen Sportanlagen gehören zu den modernsten Anlagen Berlins. Neben dem Rasenplatz, auf dem die Herrenmannschaft ihre Heimspiele austrägt, verfügt die Anlage über drei Kunstrasenplätze, mehrere Übungsbahnen für Kugelstoßer und Speerwerfer und drei zusätzliche größere Rasenflächen.

Stadion Viktoria Berlin

Die bereits Mitte der 20er Jahre angelegte Sportanlage ist im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder erweitert und modernisiert worden. Während der Fußball-WM 2006 nutzten die Nationalmannschaften Schwedens und Brasiliens die Anlage für ihren Trainingsbetrieb. Die wie im Olympiastadion blau gefärbte Laufbahn wurde zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 neu ausgelegt.

Die Sportanlage ist also seit über 90 Jahren fester Bestandteil des Stadtteils  Lichterfelde und ist dort im Grunde nicht mehr wegzudenken, steht daher mittlerweile unter Denkmalschutz. Auf der anderen Seite des direkt angrenzenden Teltowkanals befindet sich das Benjamin-Franklin-Klinikum und der Schloßpark Lichterfelde. Ein paar Meter weiter erreicht man den Stadtpark Steglitz. Es gibt wohl hässlichere Stadtteile, die zum Besuch eines Fußballspiels einladen, und so finden nicht wenige der rund 1.400 Vereinsmitglieder regelmäßig ihren Weg zur Viktoria.

Aber nicht nur im Herrenfußball agiert der Verein auf hohem Niveau, auch die Fußballfrauen treten seit der Spielzeit 2014/15 in der Frauen-Regionalliga Nordost gegen den Ball. Die zahlreichen Jugendmannschaften spielen erfolgreich in fast allen Spielklassen der Stadt. Viktoria gehört beim Nachwuchs zu den beliebtesten Fußballvereinen der Hauptstadt.

Dass die konsequent betriebene Jugendarbeit in Erfolg umgemünzt werden kann, bewiesen die Himmelblauen zuletzt 2014, als ihnen der Gewinn des Berliner Landespokals (zum insgesamt siebten Mal) und damit die Teilnahme am DFB-Pokal gelang. Ob sie die Viktoria, die zu den traditionsreichsten Vereinen der Stadt gehört und die anfangs des 20. Jahrhunderts mehrfach die Deutsche Meisterschaft erringen konnte, auch noch weiter nach oben tragen kann, gehört zu den spannendsten Fragen des Berliner Fußballs in den kommenden Jahren.

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