Der unaufhaltsame Aufstieg von Leicester City

Avatar von Björn Leffler

Leicester ist eine mittelenglische Kleinstadt in den East-Midlands mit ca. 330.000 Einwohner, was ungefähr der Größe von Friedrichshain-Kreuzberg entspricht. Die Kernkompetenz der industriell geprägten Stadt ist die Produktion von Lebensmitteln, Trikotagen, Schuhen, Strickwaren und Maschinen. Seit kurzem ist Leicester die Stätte einer sich anbahnenden Fußball-Sensation.

Vor 20 Monaten feierte die Mannschaft von Leicester City die Meisterschaft im Championship und die entsprechende Rückkehr in die Premier League. Mit bockstarken 102 Punkten in 46 Spielen der Saison 2013/14 waren sie letztendlich souverän ins Oberhaus nach fünf Jahren Zweitklassigkeit zurückgekehrt. Vom 20. bis 40. Spieltag blieb Leicester City damals ungeschlagen und konnte vom 21. bis 29. Spieltag neun Spiele in Serie gewinnen. Der Grundstein für den Aufstieg wurde in dieser Zeit gelegt. Lediglich der FC Burnley mit am Ende 93 Punkten konnte dem vorgeschlagenen Tempo folgen… Wir blicken zurück auf die Aufstiegsmannschaft und vergleichen mit der Struktur des derzeitigen Tabellenführers der Premier League.

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Eine Auflistung der Spieler, die maßgeblich die Rückkehr in die Premier League im Jahr 2014 ermöglicht haben sowie derer die heutzutage noch für Leicester spielen, ergibt ein erstaunliches Ergebnis. Einzig wenig überraschend ist die Position des Torhüters. Kasper Schmeichel – Sohnemann der dänischen Torwartlegende – hält den Kasten kontinuierlich sauber und ist inzwischen auch die Nummer 1 der Nationalelf. Sein Name zwischen den Pfosten macht sich einfach gut. In der Abwehr sind immer noch die Herren Schlupp, de Laet und Morgan beschäftigt. Hinzu kamen Aussortierte wie Robert Huth und Christian Fuchs.

Im Mittelfeld finden sich immer noch Spieler wie Mahrez, Drinkwater, King und Dyer. Immerhin vier Spieler der Aufstiegsmannschaft, die nun für die Kreativität und Zweikampfhärte in der Premier League sorgen. Die wohl außergewöhnlichste Entwicklung hat wohl Stürmer James Vardy genommen, der die Torschützenliste der Premier League – trotz der gewaltigen Ausgaben für die Offensiven der Zunft bei anderen Vereinen – anführt. Insgesamt lässt sich feststellen, dass immerhin neun prägende Spieler der Aufstiegsmannschaft  heute auch eine gewichtige Rolle spielen. Sieben Neuzugänge wurden in die erweiterte Stammelf integriert.

Ein Kadervergleich:

Saison 2013/14 Championship:

Schmeichel – Schlupp, de Laet, Moore, Morgan, Konchesky, Wasilewski – Mahrez, Drinkwater, King, James, Knockaert, Dyer, Hammond- Vardy, Nugent, Wood, Taylor-Fletcher (mehr als 20 Einsätze)

Saison 2015/16 Premier League:

Schmeichel – Schlupp, Huth, Fuchs, de Laet, Simpson, Morgan – Mahrez, Kanté, Dyer, Drinkwater, King, Allbrighton, Ulloa, Okazaki, Vardy (bisher mehr als 10 Einsätze)

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Das ist natürlich der Stoff, woraus moderne Fußball-Märchen gemacht sind. Jedem Fußballromantiker geht da ein Herz auf. Fünf Punkte Vorsprung derzeit auf den ärgsten Verfolger Tottenham Hotspurs, die wenn es Leicester nicht gäbe, wohl als Überraschungsmannschaft der Saison geführt wäre. Inzwischen sind sie auf dem Weg zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Lediglich beim Blick in die Geschichtsbücher wird Vergleichbares entdeckt. Die große Zeit war Ende der 1920er Jahre, als 1928 der dritte Platz und 1929 die Vizemeisterschaft errungen wurde. Lang ist es her. Nun geht es auf die Zielgerade zur großen Sensation. Die wirtschaftlich Großen des Geschäfts hecheln hinterher. Ein wenig widerfährt der Premier League nun das, was sie in den letzten Jahren im Europapokal erleben mussten. Es könnte die Chance für eine Kehrtwende sein. Zu befürchten ist jedoch, dass nichts daraus gelernt wird und die Ausnahme lediglich die Regel bestätigt.

 

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