Die Bundesliga wirft ihre Schatten voraus

Avatar von Björn Leffler

Seit gestern steht er fest: der Spielplan für die Bundesliga-Saison 2016/17 und damit einhergehend der Rahmenterminkalender für Millionen von Fußballfans. Zwischen der Planung von Auswärtsfahrten und der Analyse der Reihenfolge der Heimpartien strukturiert sich schon jetzt ein ganzes Jahr zwischen Hoffen und Bangen.

Die Bundesliga startet am Freitag, den 26. August, mit der Partie zwischen dem FC Bayern München und dem SV Werder Bremen. Erste Assoziationen wie die umkämpften rassigen Duelle der 1990er und 2000er Jahre oder die Flugeinlage von Arturo Vidal im letzten Aufeinandertreffen im Halbfinale des letztjährigen DFB-Pokals werden geweckt und verhelfen so einigen von uns zu einem Kribbeln im Bauch, welches in seiner Kontinuität vorwiegend nur der Vereinsfußball zu bieten hat. Noch acht Wochen heißt es nun also Warten auf den Auftakt zu einer neuen Runde der Euphorie, des Frustes, der Leidenschaft und des Zweifels. Nicht zu vergessen die Wiederaufnahme der sozialen Kontakte, deren Bezugspunkt das heimische Stadion und der geliebte Verein ist.

Freude fährt einem in die Glieder, wenn man den frischgebackenen Spielplan inspiziert und durchforstet. Die Highlights sind so langsam abgesteckt und doch ist der Fokus erstaml nur auf den Auftakt gerichtet: Der erste Spieltag Ende August hat neben dem Zauber des Neubeginns auch gleich mal ein paar nette Partien im Gepäck. Insbesondere das Spiel der Gladbacher gegen Leverkusen, aber auch die Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem FSV Mainz 05 hat da einen besonderen Reiz. Die spielerisch überzeugendsten Mannschaften der letzten Saison messen sich zum Start der Saison und öffnen gegenseitig die Wundertüte. Sommerlicher Fußball mit überraschenden Spielwendungen und toll heruagespielten Aktionen aufrund noch fehlender defensiver Abstimmung sind da wohl garantiert.

Besonders charamant für alle „traditionalisitischen“ Fußballfans ist das Hoffenheimer Begrüßungskomitee für den Bundesliga-Neuling Rasenballsport Leipzig. Die TSG Hoffenheim, die nunmehr schon seit acht Jahren im Oberhaus dabei ist, darf also als Übergangsritual für die Leipziger herhalten, bevor dann am zweiten Spieltag der BVB seine Aufwartung in Leipzig macht und dort dann mit überbordender Fußballeuphorie gerechnet werden darf. Schon jetzt darf man sich trotz der zwielichtigen RedBull-Machenschaften auf eine beeindruckende Atmosphäre im Neubau des Leipziger Zentralstadions freuen. Darüber hinaus treffen sich die letztjährigen Defensivstrategen Köln und Darmstadt in der begründeten Hoffnung gegentorlos in die Saison zu starten und die beiden Unberechenbaren Eintracht Frankfurt und Schalke 04. Hertha BSC empfängt als wankelmütiger Kandidat zwischen den beiden Tabellenhälften die vorzüglicherweise direkt zurückgekehrten Freiburger, deren SportClub erneut eine verbesserte Jugendakademie als Mannschaft vorzuweisen hat. Hoffnungsvolle Talente auf dem Weg der Etablierung in der Bundesliga. Was könnte es da für einen besseren Ort als Auftakt geben als das Berliner Olympiastadion?

In dieser Saison sind lediglich zwei englische Wochen veranschlagt. Dies kommt insbesondere den zahlreichen Auswärtsfahrern zugute, die ihre Fußballleidenschaft entsprechend lebenskompatibel bewahren können. Weiterer eventuell ungewollter Vorteil ist, dass die englischen Wochen im Herbst (20./21. September) respektive Frühling (04./05. April) im Rahmen der Sommerzeit stattfinden und somit die Fußballkolonnen unter halbwegs humanen Umständen auf Reisen gehen dürften. Die Fans der Hertha, des HSV und von Eintracht Frankfurt müssen jedenfalls beide male reisen, während Darmstadt, Bremen und Wolfsburg unter der Woche ihre Gegner zuhause empfangen dürfen. Für alle anderen steht jeweils eine Heim- und eine Auswärtspartie am 4. Spieltag oder 27. Spieltag an. Die Saison endet übrigens am 20. Mai 2017. Für die Werderaner wird an diesem Tag der Rahmen geschlossen. Nachdem sie am ersten Spieltag bei den Bayern hausierten, werden sie zum Abschluss zum vermeintlich größten Konkurrenten der Bayern ins Westfalenstadion geladen.

Fest steht: es warten wieder einige bange Monate auf uns, inauf denen wir im besten Fall ungläubig, im schlechtesten Fall verschämt-wütend auf die Tabelle schielen. Urplötzlich sind dann vermeintlich leichte Heimspiele überdimensionierte Aufgaben und andere Auswärtsfahrten eine bessere Kaffeefahrt. Die Bundesliga wird mit neuen Geschichten, Überraschungen, Inszenierungen und Fan-Choreographien sich wie immer neu erfinden und dabei doch ihre unheimliche Bindekraft aufrechterhalten. Bis zum Start beginnt nun die Zeit der heiteren Debattierrunde der jeweiligen Kaderplanung und des illusorischen Kräftemessens. Eine Zeit, in der alles offen und gleichzeitig alles möglich ist. Einhergehend sind die Transfergerüchte Sinnbild der spekulativen Konstruktion von Zukunftsängsten und -hoffnungen.

In dieser Saison bleibt übrigens lediglich ein Spieltag, um den Kader abschließend zu beurteilen. Am 31. August schließt das Transferfenster und lässt daher nur wenig Raum für Korrekturen. Panikkäufe wird dies wohl eher noch bestärken – angesichts einer eventuell als verheerend wahrgenommenen Auftaktniederlage. Die Fax-Geräte sollten also demnächst besser nochmal auf ihre Tauglichkeit untersucht werden – nicht, dass da noch etwas schief läuft. Wer weiß schon, welchen Karriere-Verlauf Eric-Maxim Choupo-Moting genommen hätte…

 

Axel Diehlmann
Avatar von Björn Leffler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More Articles & Posts