Filmkritik: „Pelé – Birth of a Legend“

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Viel Pathos, wenig Überraschendes: „Pelé – Birth of a Legend“ ist eine liebevoll aber etwas naiv erzählte Biografie der brasilianischen Fußball-Legende Pelé.

von Björn Leffler

Bevor der 17-jährige Pelé am 29. Juni 1958 Fußballgeschichte schrieb, hatte er einen steinigen und unkonventionellen Weg hinter sich gelegt. An jenem Tag erzielte der jüngste Spieler der brasilianischen Endspielmannschaft sein weltberühmtes, artistisches Tor zum 3:1 für die Südamerikaner im WM-Finale gegen Schweden und leitete damit den ersten von mittlerweile fünf brasilianischen WM-Titeln ein. In der Schlussminute traf er dann sogar noch einmal.

Es war der erste von drei Streichen, denn so oft konnte Pelé die Weltmeisterschaft bis 1970 mit Brasilien noch erringen, was bis heute unerreicht geblieben ist und wohl auch auf ewig bleiben wird. Wie schwierig das Werden der Legende in den Jahren zuvor war, zeichnet diese Biografie der Regisseure Jeffrey und Michael Zimbalist in opulenten Bildern nach. Es gibt wenige Überraschungen und kaum Brüche im Erzählfluss des Films, der sich eng an der bereits bekannten Geschichte des jungen Edson Narantes do Ascimento, kur „Pelé“, hält.

So hat man vor allem am Anfang des Streifens mitunter das Gefühl, man würde eine brasilianische Variante der „Kleinen Strolche“ ansehen. Denn die Anfänge Pelés in den von Armut geprägten Straßen Três Corações, einer Kleinstadt im Süden des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais, sind hier geprägt von Kinderstreichen und ungehemmter Spiellust, was alles in allem eher komödiantisch daherkommt. Der Film bleibt auch in der Folge dieser wenig raffinierten, aber sehr eingänglichen Erzählweise treu und zeigt Pelés erstaunlichen Weg in die Profimannschaft des FC Santos und in die brasilianische „Seleçao“.

Was sich wie ein roter Faden durch den Film zieht, ist der innere Konflikt, den die brasilianische Fußballnation nach dem Scheitern bei den Weltmeisterschaften 1950 und 1954 mit sich ausgetragen hat. Der Nationalmannschaft sollte vor dem 1958er Turnier ein geordneter, europäischer Stil übergeholfen werden, was nicht das Spiel Pelés oder das seines Mitspielers Garrincha war. Sie spielten das wilde „Ginga“, die auf der brasilianischen Kampfsportart „Capoeira“ beruhende, unorthodoxe und artistisch geprägte Art, Fußball zu spielen. Natürlich würde sich diese Spielweise am Ende durchsetzen und die Welt in den kommenden Jahrzehnten in Staunen versetzen. Aber das war im Sommer 1958, als Brasilien als Außenseiter mit einem Team von Nobodys zur Weltmeisterschaft fuhr, längst nicht absehbar. Und schon gar nicht erwartbar.

Dieser Konflikt ist im Grunde das spannendste, was der Film zu bieten hat. „Pelé – Birth of a Legend“ ist ansonsten eher etwas für Kinobesuche mit der ganzen Familie, da das Werk wohl eher für jüngere Zielgruppen produziert wurde. Leider aber läuft er nicht auf deutsch, sondern auf englisch mit deutschen Untertiteln auf dem Festival. Da wird es dann mit dem Familienbesuch leider auch schon wieder schwierig.

Der Film läuft noch einmal am Sonntag, 02.04., um 14:30 Uhr im Kino Babylon 1.

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