Nikolaus versus Osterhase – der Hinrundenrückblick

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Die Hinrunde der Saison 2015/16 ist beendet und einige kleine Überraschungen durchbrechen das Einheitsgrau der bajuwarischen Langeweile.

Da wären zunächst die Aufsteiger FC Ingolstadt und Darmstadt 98. Wie so oft in den letzten Jahren wurden die etablierten Vereine von der ungeahnten Qualität der Aufsteiger überrascht und ans Ende der Tabelle verwiesen. Die rote Laterne darf dafür die TSG Hoffenheim beherbergen, die damals in ihrer Aufstiegssaison noch die Tabellenführung als leuchtendes Sternchen in ihren Weihnachtsbaum an der Hauptstraßenkreuzung in der Nähe der ortseigenen Tankstelle hängen durfte.

Die Ingolstädter und die Darmstädter mäandern recht geschickt durch die Liga und ergaunern ihre Punkte hauptsächlich durch taktisches Geschick und stete Aufmerksamkeit. Kaum eine Minute wurde hergeschenkt, kaum eine Torchance ausgelassen.

Eine weitere Überraschung ist vor allem Hertha BSC. Die Mannschaft von Pal Dardai hat sich nach einem durchwachsenen Start in die Saison still und heimlich nach oben gearbeitet und auf Platz 3 etabliert. Stabile Auftritte ermöglichen eine Punktausbeute, die nur knapp das Gesamtergebnis der letzten Saison verfehlt. Mit 35 Punkten und lediglich dank der „besseren“ Tordifferenz wurde die Saison 14/15 kanpp über dem Strich beendet. Diese Weihnachtspause begeht die Hertha mit 32 Punkten im Gepäck. Der oft gescholtene Michael Preetz darf sich auf die Schulter klopfen, Vladimir Darida, Mitchell Weiser und Vedad Ibisevic nach Berlin gelockt zu haben.

Eine dem Saisonstart geschuldete Überraschung stellt die Borussia aus Mönchengladbach dar. Dass diese Mannschaft in das obere Drittel der Tabelle gehört, scheint logisch. Wie sich die Mannschaft jedoch aus dem eigenen Sumpf herausgerissen hat, war beeindruckend. Die rasante Aufholjagd gipfelte in einer überzeugenden zweiten Hälfte gegen die Bayern, die zum Sieg reichte und der Liga wieder ein wenig Freude einhauchte. Hielt nicht lange an.

Ungefähr gleiches gilt – mal wieder – für den FC Augsburg. Der Europapokaltraum der Fuggerstädter veränderte ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung in der Liga. Die gewachsenen Erwartungen und Herausforderungen spülte Mannschaft von Markus Weinzierl ans Ende der Tabelle. Inzwischen ist die Kehrtwende geschafft und der FCA ist unbequem wie eh und je.

In diese Auflistung schafft es last but not least der HSV. Vom trostlosen Endzeitdino zur Wundertüte. Immerhin sieben Punkte Vorsprung auf ihren angestammten Relegationsplatz haben sie sich mit ihrem Chaos-Fußball schon erarbeitet. Wir werden sehen, ob sie doch noch Sehnsucht nach Relegationspielen bekommen.

Keine Überraschung bietet uns die Tabellenspitze. Die Bayern stolzieren mit Steve Urcle in der Abwehr, Justin Bieber auf der Tribüne und dem Prinz von Bel Air im Angriff durch die Liga und verwalten ihre Spitzenposition. Den einzigen magischen Moment verdanken wir Robert Lewandowski und der größten Viertelstunde seiner Fußballerkarriere. Klaus Allofs träumt heute noch schlecht.

Nachdem die deutsche Sportöffentlichkeit den Kampf um die Meisterschaft schon aus dem medialen Spannungsbogen streichen musste, hilft nun auch die ohnmächtige Inszenierung der Herbstmeisterschaft nicht mehr weiter. Das fünfte Jahr in Folge wird nun ein gelangweiltes Servus durch das Alpenhorn geröhrt. Mit 46 Punkten – nur Gladbach und Eintracht Frankfurt punkteten gegen die Münchner – wurde die zweitbeste Runde der Bundesliga-Geschichte gespielt. Nun hat Pep seinen Rücktritt erklärt und übergibt im Sommer seine Rothosen an Carlo Ancelotti, der aus purer Verzweiflung über die Spiele der Bayern das Heft des Handelns in die Hand nimmt, um die Bundesliga aus der Lethargie zu befreien. So kommentierte er im Oktober in der Gazetta dello Sport: „Der FC Bayern wird die Bundesliga gewinnen, ohne die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen. Bayern spielt einen super Fußball, aber ich muss gestehen, dass ich Bayerns Spiele nicht genießen kann. Es gibt einfach zu wenig echten Wettbewerb.“ Der Mann hat die Zeichen der Zeit verstanden und setzt an der Wurzel an.

Letztendlich bleibt zu sagen: Kräht der Hahn auf seinem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist. Hoffen wir einfach darauf, dass aus kleinen noch große Überraschungen werden und der Osterhase dem Nikolaus ein Schnippchen schlägt…

 

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