Trainerlegenden der 90er – Teil 4: Christoph Daum

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Unweigerlich gehört Christoph Daum in die Reihe der besonderen Charaktere der 1990er Jahre. Provokant bis aufs Blut war er sportlich einigermaßen erfolgreich. Neben seiner Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart 1992 errang er mit Besiktas und Fenerbahce Istanbul den türkischen Titel. Insbesondere seine vermeintlichen Motivationskünste beeindruckten das Fußballgeschäft. Legendär seine Maßnahme der angeklebten 40.000 Mark an der Kabinentür, um seiner Kölner Mannschaft 1988/89 die Dimension der Meisterschaftsprämie zu verdeutlichen. Darüber hinaus schickte er die Spieler von Bayer Leverkusen über Glasscherben, um ihre mentale Kraft zu stärken.

Er war designierter Nationaltrainer und stürzte letztendlich über die Koks-Affäre, die von Uli Hoeness im Jahr 2000 angestoßen wurde mit dem Satz: „Der DFB kann doch keine Aktion ‚Keine Macht den Drogen‘ starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun“. Unvergessen seine Pressekonferenz nach dem selbst verordneten Drogentest, um seine vermeintliche Sauberkeit zu beweisen. Aus „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe.“ wurde alsbald „Die Haaranalyse, die ich habe machen lassen … das war im Nachhinein ein Fehler. Ich hab mir das auch anders vorgestellt.“ Uli Hoeness frohlockte, als der Kelch an ihm vorüber ging…

In Deutschland verlor er dadurch seinen Ruf, kehrte aber dennoch nochmals nach Köln zurück. Von 2006 bis 2009 war er der gefeierte Messias des 1. FC Köln und übernahm im  Jahr 2011 für zwei Monate die absteigende Eintracht aus Frankfurt. An seine großen sportlichen Erfolge konnte ernicht mehr anknüpfen. In Erinnerung bleibt seine polarisierende Art. In diesem Kontext auch unser Rückblick auf eine besondere Posse des deutschen Fußballs:

Wir schreiben die Saison 1988/89, in der der 1. FC Köln und Bayern München um die Meisterschaft kämpfen. Auf der Zielgerade der Saison steht am 31. Spieltag das direkte Duell der beiden Kontrahenten statt. Das aktuelle Sportstudio vollführt seinen journalistischen Auftrag im besten Sinne und lädt gleich vier Protagonisten des Diskurses im Vorfeld des Spiels ein: Zwischen Christoph Daum, Uli Hoeness und Jupp Heynckes fliegen unter Beobachtung von Udo Lattek die Fetzen. Ein Klassiker des deutschen Fernsehens in der Entstehung. Wir sind angesichts des Dramas gebannt zwischen Fremdschämen und Belustigung. Der Star ist aber das Publikum.

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