Warnschuss für den Berliner Senat – Hertha meint es ernst!

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von Björn Leffler

Es dürfte ein verkaterter Morgen sein für den Berliner Senat und die landeseigene Olympiastadion GmbH. Waren die Neubaupläne von Hertha BSC doch lange als das übliche Säbelrasseln vor den anstehenden Verhandlungen über die Stadionmiete abgetan worden. Und nachdem sich beide Seiten überraschend schnell auf eine Fortsetzung des laufenden Mietverhältnisses bis 2025 geeinigt hatten, war das Thema „Stadionneubau für Hertha BSC“ auf Senatsseite erledigt. Man hatte hier ganz offensichtlich unterschätzt, dass es der Verein tatsächlich ernst damit meint, zukünftig in einem reinen Fußballstadion spielen zu wollen.

Spätestens nach der Anfang der Woche durchgeführten Veranstaltung „Hertha im Dialog“  war jedoch klar, dass es der Verein wirklich ernst meint mit seinen Neubauplänen. Alles, was der Senat bisher entgegnen konnte oder wollte, war: „Bleibt doch im Olympiastadion“. Und zwar zu den bisherigen Bedingungen. Das bedeutet für Hertha unter anderem, dass sie ihren Fans die mangelhafte Situation an den Tageskassen weiter zumuten müssen, in einem Stadion mit einer Laufbahn spielen und einen Teil ihrer Einnahmen aus Ticketverkauf und Catering stets an den Hausherren, die Olympiastadion GmbH, abtreten müssen.

Nachdem Werner Gegenbauer am Montag noch davon gesprochen hatte, dass es Anfang 2017 erste Ergebnisse zu der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie geben werde, konnte BILD bereits heute die eigentlich noch vertraulichen Pläne des Vereins öffentlich machen. Laut BILD favorisiert Hertha BSC derzeit einen Stadionneubau außerhalb der Stadtgrenzen. Hierfür gibt es drei mögliche Standorte: Oranienburg/Velten, Dreilinden und Stahnsdorf – allesamt gut über das Autobahnnetz zu erreichen.

Nun liegt der Ball eigentlich beim Senat. Natürlich konnte dieser dem Verein keinen Neubau im Berliner Stadtgebiet vorschlagen. Der Senat betreibt das hochmoderne Olympiagelände mit dem Olympiastadion als eine der hochkarätigsten Veranstaltungsorte Europas, welches eine vergleichsweise hohe Auslastung mit Events aus Sport und Kultur vorzuweisen hat. Das Olympiastadion steht aber vor allem durch die regelmäßige Nutzung seines Hauptnutzers Hertha BSC so gut da, und nur dadurch werden die hohen Kosten der von der UEFA als 5-Sterne-Stadion geführten Arena gedeckt. Sollte Hertha als Hauptnutzer wegfallen, gingen der Olympiastadion GmbH garantierte 17 Veranstaltungen pro Jahr mit einer durchschnittlichen Zuschauerauslastung von rund 50.000 Besuchern verloren. Mit den dann noch übrig bleibenden Events (Pokalfinale, 2-3 Konzerte pro Sommer, ISTAF, ab und an ein Länderspiel der Nationalmannschaft und diverse kleinere Events) wäre das hochmoderne Stadion sicher nicht kostendeckend zu betreiben.

Der Senat konnte Hertha BSC auch aus anderen Gründen einen Stadion-Neubau auf Berliner Stadtgebiet nicht anbieten. In einer Zeit, in der Berlin jedes Jahr um die Einwohnerzahl einer mittelgroßen deutschen Stadt wächst, steht das Thema Wohnungsbau, Schaffung von Bildungseinrichtungen und Ausbau der Infrastruktur eindeutig ganz oben auf der Prioritätenliste der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Ein mehrere hundert Millionen Euro teures Stadionprojekt wäre der Bevölkerung dieser Stadt, die noch immer hoch verschuldet ist, nicht zu verkaufen. Das wissen die Herren im Senat sehr genau.

Welche Alternativen bleiben also, um Hertha BSC im vom Großteil der Fans geliebten Olympiastadion zu halten? Im Grunde tut sich da nur eine Alternative auf, und die heißt: Umbau des Olympiastadions in eine reine Fußball-Arena. Dies würde natürlich bedeuten, sich mit den vor allem in Berlin enorm potenten Vertretern des Denkmalschutzes in einen erwartbaren Konflikt zu gehen. Diesen Konflikt sollte der Senat aber nicht scheuen, wenn sie ihren profitablen Hauptmieter in der Arena halten wollen. Die Olympiastadion GmbH würde bei einem Umbau in eine reine Fußball-Arena (wie etwa nach Stuttgarter Vorbild) nur ein Event pro Jahr verlieren, das ISTAF. Dieses könnte beispielsweise alternativ im Jahnsportpark veranstaltet werden (und wäre dann endlich auch mal ausverkauft). Statt minimum 17 Hertha-Spiele pro Jahr zu verlieren (bei Teilnahme am DFB-Pokal und Europa League sind es sogar mehr) wäre der Verlust des ISTAF nur ein kleiner Schmerz. Und das Thema Olympia hat sich für Berlin ja ganz offensichtlich auch erledigt.

Warum also sollte der Senat auf seiner Laufbahn beharren? Mit dem Umbau in eine reine Fußballarena würde die Olympiastadion GmbH das Stadion gleichzeitig noch attraktiver für Konzertveranstaltungen und andere Events machen, da die Zuschauer näher an das Geschehen herangeholt werden. Sollte man sich mit dem Denkmalschutz nicht auf einen dauerhaften Umbau einigen können, sollte zumindest die Möglichkeit mobiler Tribünen in Betracht gezogen werden, die bei Bedarf – ISTAF, Firmenlauf – ab- und später wieder aufgebaut werden könnten.

Es sind Optionen, die der Senat dringend prüfen sollte, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, seinen Hauptmieter zu verlieren. Der ist ganz nebenbei im Übrigen gerade dabei ist, sein sportliches Image enorm aufzupeppen und stellt damit für Standorte im Umland einen hochinteressanten potenziellen Arbeitgeber dar. Die drei kolportierten Standorte haben laut BILD jedenfalls großes Interesse an einem Stadion-Neubau bekundet. Für den historischen Olympiapark wäre der Verlust von Hertha BSC ein schwerer Schlag, von dem sich die Betreibergesellschaft womöglich nicht erholen könnte. Der Olympiapark München sollte Berlin ein drohendes Beispiel sein.

Also, lieber Senat: „Weiter so!“ reicht nicht mehr! Es ist Handlungsbedarf, wenn Hertha BSC auch nach 2025 noch in Berlin spielen soll.

 

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